Das Glas beginnt zu springen, in hohen, sirrenden Tönen. Nesa trägt den Schlüssel zum Haus ihrer Kindheit bei sich, wo sie sich wieder einnistet. Nesa eilt, immer eilt sie, flieht sie, zurück in das Haus, den Garten, zum reissenden Wildbach hinter dem Dorf. Aber ihr früheres Leben im Glaspalast ist nicht einfach ausgelöscht, da und dort vernimmt sie das Springen des Glases, in kurzen Szenen erinnert sie sich und versucht sich davon zu befreien. Immer wieder dürfen wir staunen über die Schönheit der wilden Natur, Tiere und Pflanzen, im Kreis des Werdens und Vergehens und im Wechsel der Jahreszeiten. Fantasie und Realität vermischen sich, aber der Mann mit dem krausen, hässlichen roten Bart, der Nesa im Garten beim Bau des Teiches helfen will, ist Wirklichkeit. Bahnt sich da sogar eine Liebesgeschichte an?
Regula Caviezel knüpft nahtlos an den unverwechselbaren Stil ihres ersten Romans «Die Silberne» (2020) an. Nesas Geschichte ist reich an Symbolik und mystischen Bildern, fantastisch und geerdet zugleich.