»Jemand stirbt oder eine Liebe geht zu Ende und nichts wird aufgelöst, man bleibt einfach damit zurück«, hat Lucia Berlin über Anton Tschechow und seine Kunst des Erzählens mit offenem Ausgang einmal gesagt. So wenig wie ihr Vorbild richtet Lucia Berlin über ihre Figuren, so nah wie er zoomt sie das Leben heran: eine erste Liebe, eine Amour fou, scheiternde Ehen, kurze Affären. Immer wieder die Familie, vor allem die sterbende Schwester, aber auch der Kampf mit dem Alkohol, die Einsamkeit, das schlechte Gewissen, vor allem den Söhnen gegenüber.
Lucia Berlins unsentimentaler, zugleich von tiefen Gefühlen geprägter Blick auf die Wechselfälle des Lebens und der dunkle, pointierte Humor machen diese Erzählerin so einzigartig und zeitlos modern.
Gelesen von Corinna Harfouch.